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AutorenbildPatrick Kösters

Kommunale Gewerbeförderung in Sicht?


Der Inselrat beschäftigt sich seit einigen Monaten mit der Erstellung einer Milieuschutz-Satzung. Im Bauausschuss vom 23.11.2020 stand die "Vorbereitung einer Milieuschutzsatzung für den Dorfkern Spiekeroog" auf der Tagesordnung.


Trotz Einführung war es für mich als Zuhörer nicht ganz einfach, der Diskussion zu folgen. Dennoch möchte ich hier versuchen, eine kompakte Übersicht zu diesem, wie ich finde wirklich wichtigen Thema zu geben.


Anlass zum Vorhaben ist die Umwandlung von bestehenden Gewerbeflächen in Ferien- oder Dauerwohnungen. Nach und nach sind in den letzten Jahren so Restaurants und Geschäfte verschwunden. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass so geschaffene Wohnungen irgendwann einmal wieder zurück in Gewerbeflächen umgewandelt werden. Ebenfalls eher unwahrscheinlich ist der Neubau von Gewerbeimmobilien. Die Wirtschaftlichkeit einer Ferienwohnung ist wesentlich höher, die hohen Immobilienpreise lassen wenig (finanziellen) Handlungsspielraum zu.


Dies führt sukzessive zu einer Veränderung des insularen Angebotes. Weniger Restaurants, weniger Einzelhandel, weniger Gewerbe, weniger Handwerksbetriebe. Gleichzeitig verändert sich der Dorfkern, wo früher ein Geschäft an das andere grenzte, sind nun schon größere Lücken. Dies macht es wiederum schwieriger für Geschäfte, die etwas weiter "hinten" und somit nicht im direkten Besucherstrom liegen.


Der Inselrat legt im Prozess sehr viel Wert auf eine große Transparenz. So verstehe ich auch die Beratung vom 23.11. - man präsentiert keine fertige Konzepte sondern möchte Einblick in die Entwicklung geben. Denn natürlich ist ein Milieuschutz es ein "heißes" Eisen. Wenn ich per Satzung oder Verordnung nur bestimmte Nutzungsformen zulasse, schränke ich automatisch die Nutzungsoptionen einer Immobilie ein. Das freut nicht jeden Immobilienbesitzer, denn ein Haus, in dem ich tun und lassen kann was ich möchte, ist immer besser als sich einem Regelkorsett zu fügen. Und "besser" heißt oft auch "finanziell ertragreicher". Häufig stehen die Interessen Einzelner im Konflikt zu kollektiven Interessen. Das ist nicht ungewöhnlich und genau solche Konflikten bedürfen nicht nur einem transparenten (Mitnahme)-Prozess sondern auch klarer Regeln. Denn sie schützen vor einem "Totalverlust". Stellt Euch doch einmal vor was wäre, wenn Spiekeroog kein einziges Geschäft oder Restaurant hätte. Klingt absurd? Wenn die Entwicklung der letzten Jahre linear verläuft, ist es schon in ungefähr 20 Jahren soweit. Das werden wir vermutlich alle noch erleben. Das ist natürlich übertrieben, zeigt aber schon die Notwendigkeit, sich dem Thema anzunehmen.


Es gibt bekanntlich viele Wege, die zum Ziel führen. Das genaue Ziel des Rates wurde in der Diskussion (zumindest mir) nicht klar - auf schriftliche Nachfrage wurde mir im Nachgang zur Sitzung mitgeteilt, dass es auch noch keine Zielformulierung gibt.


Ich persönlich glaube, dass es ohne private Einschnitte nicht geht. Sie müssen natürlich mit Augenmaß getroffen werden - daher ist der Weg des Rates, den Prozess öffentlich und transparent zu machen, sehr gut.


Neben dem Schutz von bestehendem Gewerbe, wie es der Agendapunkt vermuten lässt, wäre es gut, Gewerbeförderung vollumfassend zu behandeln. Ein Schutz ist wichtig, denn nur so verhindert man, das etwas "verschwindet". Es bedarf darüber hinaus jedoch auch konkreter Anreize zur Ansiedlung und dem (Weiter)-Betrieb von Gewerbe. Wenn diese wirklich gut sind, bedarf es vielleicht nur einem Schutzes auf dem Papier. Der fühlt sich dann i.d.R. auch besser an.


Hinweis: Dieser Blogbeitrag spiegelt meine persönliche Meinung wieder und dient weder der Stimmungsmache noch der Verbreitung von Falschinformationen. Über Kommentare, Richtigstellungen oder Anregungen würde ich mich freuen. Ich bin der Überzeugung, dass eine Transparenz und Diskussion bei vielen kommunalen Themen sehr wichtig ist. Doch nicht jeder schafft den Weg zu einer Rats- oder Ausschuss-Sitzung oder liest den Spiekerooger Inselboten. Somit werde ich zukünfitg an dieser Stelle über Themen berichten, die eine Bedeutung für die Spiekerooger Genossenschaft oder ihre Ziele haben. Viele Augen sehen bekanntlich mehr als Zwei, wenn ihr also etwas Spannendes mitbekommt, sendet bitte eine kurze Mail.






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